Laut einem Bericht der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) werden jährlich etwa 12,5 Millionen Tonnen Kunststoff in der Landwirtschaft eingesetzt. Wenn man sich diese Zahl mal genauer anschaut, versteht man erst welche Dimensionen der Einsatz von Plastik inzwischen hat. 12.500.000.000Kg Plastik! Wenn man bedenkt, daß Folie oder Spinnfließ nur 15-50g pro m² wiegen, kann man erahnen wieviel Fläche davon bedeckt ist. Von den weltweit etwa 12,5 Millionen Tonnen entfallen rund 10 Millionen Tonnen auf den Pflanzenbau und die Viehzucht.
Diese Zahlen verdeutlichen die riesige Menge an Kunststoff, die in der globalen Landwirtschaft zum Einsatz kommt. Diese ungeheuren Zahlen verdeutlichen die Notwendigkeit auf den Verzicht oder die Entwicklung nachhaltiger/enkeltauglicher Alternativen um den Plastikverbrauch drastisch zu reduzieren.
Stellt sich die grundsätzliche Frage warum ist Kunststoff (in der Landwirtschaft) überhaupt ein Problem???
Haben wir Plastik im Boden bereits als unvermeidlich akzeptiert – oder gibt es Wege, das zu ändern?“ Müssen wir es überhaupt ändern? Weshalb soll Plastik im Boden und im Garten oder auf dem Feld überhaupt ein Problem sein?
Plastik durch Kompost
In vielen Gärten wird Kompost aus der grünen Tonne als nachhaltiger Bodendünger genutzt. Doch Vorsicht: Dieser Kompost enthält häufig Plastikrückstände. Plastikschnipsel aus Verpackungen oder Plastikbeutel, die in der Haushaltssammlung landen, werden im Kompostwerk zerkleinert und nur unvollständig entfernt. Die kleinen Partikel reichern sich im Boden an und können von Pflanzen aufgenommen werden.
In unserer NaturGärtnerei verwenden wir daher Grünkompost, der keine Haushaltsabfälle enthält, und setzen auf Bioland-zertifizierten Kompost. Dabei verzichten wir auf jegliches schreddern, weil es unnötige Energien verbraucht und große Plastikstückchen können gut „von Hand“ ausgelesen werden.
Plastik durch Zuflug
Achtlos weggeworfene Plastikschnipsel aus Verpackungen oder Netzen, möglicherweise von den Autos kleingefahren, dann reicht schon eine heftige Windböe und der Müll fängt an zu fliegen. Aber auch der Kompost auf den Landwirtschaftlichen Flächen wird ein Problem wenn die Plastikschnippselchen auf dem Feld vom Wind erfasst werden. Die von der Sonne und Maschinen mehr und mehr zu Mikroplastik zerkleinerten Kunststoffe gelangen in den Boden. Auf der einen Seite haben wir nun die Weichmacher, die aus dem Müll entweichen und anderer Seitz haben wir das Mikroplastik, das von den größeren Bodenorganismen wie Regenwürmern in den Ton-Humus-Komplex eingebaut werden. Beides kann nun von den Pflanzen aufgenommen werden, und gelangt damit in den Nahrungskreislauf wo das Unheil seinen Lauf nimmt!
Aber es gibt ja auch die Mulchfolien, Verfrühungsfolien, Fließ und die Umhüllungen Mineralischer Düngemittel, die allesamt ihre Weichmacher in den Bodenabgeben. Habt Ihr mal gesehen wie sich ein Spinnfließ von 17g/m² so schön glänzend auf dem Feld im Wind wellt? Es sieht ein wenig aus wie das silbrige Meer bei tiefstehender Mondin. Durch das stetige Wellen mit den dazugehörigen Witterungseinflüssen, lösen sich ständig kleine Partikel ab und gelangen als Mikroplastik in die Umwelt.
Schon allein die Herstellung dieser Materialien ist nur dem Wettbewerbs-Vorteil geschuldet, der die Grundlage unseres anerzogenen Wirtschaftsdenkens ist. Dieser Vorteil vor dem Mitbewerber, auch wenn er nur eine wenige Tage frühere Ernte bedeutet bringt einen deutlichen monetären Gewinn. Das veranlasst den Mitbewerber aber dazu auch zu verfrühen, einfach um in diesem ruinösen Wettbewerb bestehen zu können. Das Ergebnis ist eine immer frühere Ernte mit immer mehr Einsatz von Folie und damit Energie, die Bodenverdichtung wird in Kauf genommen weil bei einer so frühen Bestellung der Acker noch zu nass ist und die Trecker viel zu schwer. Stellt sich da nicht irgendwann die Frage: Ist es das wert? Ist es das wirklich wert?
Alternativen für plastikfreies Gärtnern
Wie können wir zumindest in unseren Solawi-Gärten als Vorreiter nachhaltiger Praktiken ein Beispiel geben?
Wie können wir auch ohne die lebensfeindlichen Kunststoffe mit all ihren Folgen unser Gemüse anbauen?
Weitgehend frei von schädlichen Weichmachern und Kunststoffen, mir einem energetisch möglichst kleinen Fußabdruck, dabei noch Humus im Boden aufbauen und die Natur als Ganzes fördern.
Lösungen in der NaturGärtnerei und den Solawi-Gärten:
- Verzicht auf Abdeckfolien zur Ernteverfrühung
- Alternative Kulturen und angepasste, samenfeste Sorten auswählen
- Sehr minimaler und nur kurzzeitiger Einsatz von Spinnfließ zur Abdeckung der Kulturen
- Verzicht auf Netzabdeckung zur „Schädligsabwehr“ (allein dieser Punkt wäre eine Abhandlung wert)
- Verwendung von Gummischläuchen statt kurzlebiger PVC-Schläuche
- Benjeshecken und andere Pflanzungen um windstille Oasen mit erhöhter Temperatur und höherem CO² Gehalt der Bodennahen Luftschichten zu fördern.
- Pflanzung im annähernd 45° Winkel um die Kaltluft in den Hauptwegen zu „kanalisieren“ und von der Kulturfläche abzuführen.
- Bodenbedeckung mit organischen Mulchstoffen für eine Bodentemperatur und eine Förderung der Bodenorganismen.
- Ausbringen von EM um Fäulnis vorzubeugen und die Vitalität der Pflanzen zu erhöhen
- Frühere Anzucht der Jungpflanzen, dafür eine extensive und energiesparende Kulturführung im Gewächshaus
- Einsatz von Mistbeeten im Gewächshaus zur Wärme und Co² Gewinnung
- Eigene Kompostherstellung ohne Schredder, dafür mit mehr Zeit
- Wenn Kompostzukauf, dann zertifizierter Biolandkompost aus Strauchschnittsammlung
Diese Aufzählung ist sicher nicht vollständig, aber zeigt die wichtigsten Maßnahmen auf. Mit ein wenig Toleranz und weniger Druck durch unser Zinssystem sollte ein naturnaher Anbau auf allen Landwirtschaftlichen Flächen möglich sein.
Fazit: Plastik reduzieren, Natur schützen
Plastik im Garten ist eine Herausforderung, die wir nicht länger ignorieren können. Von Mikroplastik im Boden bis hin zu nachhaltigen Alternativen gibt es viele Ansätze, um den Verbrauch von Plastik zu reduzieren.
Wichtig ist dabei die Forderung nach einer sofortigen Forschungs-Intensivierung zu plastikfreien Lösungen im Gartenbau! Ganz dringend sind Alternativen notwendig, und diese dürfen nicht an dem Argument scheitern, dass sie sich „nicht rechnen“. Dieses Argument ist grundlegend falsch: Es bedeutet nichts anderes, als dass wir bereit sind, unsere Umwelt zu schädigen, nur um kurzfristige Vorteile zu erzielen. Langfristig nehmen wir uns damit selbst unsere Lebensgrundlage und belasten Mutter Erde für vermeintlich wirtschaftliche Gewinne. Das wird uns alle als Kollektiv teuer zu stehen kommen.
Als Solawi Hannover wollen wir Vorreiter nachhaltiger Praktiken sein und zeigen, dass es auch anders geht – weitgehend frei von Kunststoffen und mit einem Fokus auf natürliche Prozesse. Lass uns gemeinsam daran arbeiten, unsere Gärten plastikfrei zu gestalten und unsere Umwelt zu schützen!
Hast Du eigene Erfahrungen oder Ideen? Teile sie gerne mit uns!